Rituelle Initiation und Transformation
Als Initiation können wir eine Einführung oder einen Aufstieg in einen neuen Seinszustand verstehen. Umfassendere Möglichkeiten gehen damit einher. Eine Transformation steht für einen grundsätzlichen Wandel und einen vollendeten Entwicklungsschritt.
Der Begriff rites of passage bezeichnet Riten die den Übergang von einer Stufe des Menschseins zu einer Neuen markieren und zeremoniell unterstützen. Diese rituelle Lebensbegleitung finden wir in vielen Kulturen. In diesem Zusammenhang tauchen auch die Begriffe Initiation und Transformation auf.
Autorin: Ninon Hensel
Lesedauer: ca. 5 Minuten
Vorlesen lassen: folgt
Inhalt:
rites of passage / rites de passage: Initiationen
Transformation – Kern unseres Lebens
Angst und Unsicherheit
Die Heldenreise als Initiationsritual
Der sichere Raum
rites of passage / rites de passage: Initiationen
Anlässe ritueller Übergänge – rites of passage – sind Lebensabschnitte wie die Geburt, das Mann- oder Frau werden, die erste Jagd, eine Hochzeit oder auch das Sterben. Mithilfe solcher Zeremonien werden der Einzelne und die Gruppe gestärkt, vorbereitet und begleitet. Im Zentrum stehen bewusste äußere und innere Schritte hin zu einer neuen Lebensphase. Bestimmte symbolische Zeremonien betten das Individuum in die verbindende, gemeinsame Tradition und einen größeren Zusammenhang ein.
Initiation → Zulassung zu den Mysterien, Aufnahme in einen Geheimbund, Reifefeier u.v.a.
Sprechen wir von einer Initiation , beinhaltet diese oft auch eine Transformation. Als Initiation können wir eine Einführung oder einen Aufstieg in einen neuen Seinszustand verstehen, mit dem neue Möglichkeiten einhergehen. Eine Transformation steht für einen grundsätzlichen Wandel und einen vollendeten Entwicklungsschritt.
Arnold van Gennep prägte 1909 den bis heute gebräuchlichen Begriff und das Strukturschema der rites de passage (franz. für »Übergangsriten«). In Zeiten lebenszyklischer Veränderungen, wie der Geburt, der beginnenden Pubertät, bei der Hochzeit oder bei Krankheit und Tod — ebenso jedoch bei sozialen Veränderungen, beispielsweise einer Häuptlingsweihe — verläßt das Individuum symbolisch einen geordneten Raum, um nach einer Phase des Übergangs einen neuen zu betreten. Die Gefahren und Ambivalenzen des Wechsels regeln die Rituale. Van Gennep hat in seiner systematischen Studie eine dreiphasige Struktur der Übergangsrituale entdeckt, die sich — in je unterschiedlicher Gewichtung — global auf ganz verschiedene Riten anwenden lassen : ( 1 ) Trennungsriten, (2) Schwellen- oder Umwandlungsriten und (3) Angliederungsriten. (vgl. Brunotte, Ulrike in Metzler Lexikon der Religion)
Transformation – Kern unseres Lebens
Der Kern unseres Lebens ist Transformation und stetige Bewegung. Das können wir im gesamten Kosmos beobachten. Den Puls der Erde. Das Ausdehnen und Zusammenziehen. Den Einatem und den Ausatem. Ebbe und Flut. Leben und Sterben. Stetige Erneuerung, so wie es unsere Zellen Tag für Tag tun.
Es kann sehr unterstützend sein, uns mit diesem ewigen Kreislauf wahrhaftig vertraut zu machen. Mit der Bewegung gehen, im Fluss. Wenn wir uns der Natur – und das sind auch wir selbst – zuwenden, können wir diesen Kreislauf immer besser verstehen, verinnerlichen und verkörpern. Das bedeutet auch Loslassen üben, den Ausatem gehen lassen – statt stetig zu gestalten und zu lenken.
Es gilt, sich anzuvertrauen und vom eigenen tieferen Kern und dem „höheren Selbst“ führen zu lassen. Es ist eine wertvolle Übung, den immer wiederkehrenden Tod des „Egos“ zu praktizieren. Die inneren Verstrickungen dadurch zu lösen und sich zu ENT-wickeln.
Angst und Unsicherheit
Entwicklung ist oft gar nicht so einfach. Denn der nötige Gang von einer Phase in die nächste ist oft auch mit Angst und Unsicherheit verbunden. Wir verlassen unsere alte Hülle, unsere alte Form, die ja auch Stabilität und Halt gibt. Hier erleben wir vielleicht einen heftigen inneren Widerstand, wenn ein neuer Schritt anklopft. Unser – nennen wir es mal Ego (oder innerer Dämon) – will da bleiben, wo es sicher ist. Doch nur wenn wir gemeinsam mit der Angst loslassen, können wir in das Neue eintauchen, welches wir vorher noch gar nicht erkennen können. Was wir noch nicht wissen können.
In manchen Traditionen wird für Initiationsprozesse das Individuum von der Gemeinschaft getrennt. Es muss allein in die Natur ziehen. Dort kann es, eingebettet in den heiligen Kosmos, die eigene Einzigartigkeit entdecken. Die Gemeinschaft indes erwartet den initiierten Menschen dann mit einem Staunen über die Seele, die schließlich zurückkehren wird.
In unserer zivilisierten Kultur haben wir diese erfahrbaren Riten nicht mehr, die uns den Kreislauf vom Pulsieren allen Lebens lehren. Wie lassen sich also Krisen (Lebensübergänge) überstehen? Manche kognitiven Modelle versuchen, es uns vernunftbetont zu vermitteln. Die lebendige Erfahrung jedoch bleibt auf der Strecke.
Die Heldenreise als Initiationsritual
Seminare wie die Heldenreise als Initiationsritual geben uns eine Hilfestellung, uns in den immer wiederkehrenden Lebenskreis bewusst einzubetten. Krise üben, Probehandeln, die Wunden unserer Seele heilen und das Gold darin erwecken. Die rituelle Heldenreise kann uns den Schlüssel zur Transformation reichen. Sie kann Landkarte und Orientierung für unsere seelische/psychische Entwicklung sein.
„Heroen und Initiierte steigen in die Tiefe des Abgrunds hinab und trotzen den Meerungeheuern; Das ist eine typische Initiationsprobe […] Manchmal bewachen die Drachen einen „Schatz”, das Sinnbild des Heiligen, der absoluten Realität; Der rituelle (Initiations-)Sieg über das bewachende Ungeheuer entspricht der Eroberung der Unsterblichkeit.“ (Carl Gustav Jung, Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion / Edition C.G. Jung. Patmos Verlag, 1940, Abs.284, S.181 in Zur Psychologie des Kinderarchetypus)
Der sichere Raum
Wir verlassen unser gewohntes Umfeld um in einem sicheren Raum bestimmte zeremonielle Schritte zu gehen, die uns verändern können. Wenn wir uns dem Prozess hingeben.
Wir machen das in den Seminaren in einer Gefährt:innenschaft, so wie es üblich ist. Denn in die Tiefen der Seele einzutreten, berührt sowohl unsere Wunden als auch unsere tiefste Freude. Es ist gut, damit nicht alleine zu sein. Halt und Geborgenheit durch die Gruppe und den sicheren Raum erfahren, das ist wirklich möglich. Ebenso auch Zeugenschaft für den eigenen Weg. Denn das unterstützt dabei, gehobene Schätze nach dem Seminar in die Welt zu tragen!
Sei mutig! Folge Deinem inneren Ruf zur Initiation! Für Dich, für Dein Leben.
„Ich fühle mich nach der Heldenreise so voll, so genährt, so gestärkt und so vollständig in mir Selbst. Es ist alles da, um das vermeintlich Unerreichbare zu erreichen.“
Stefanie G.