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Das Sterben im Leben – Sterben heisst radikal loslassen lernen

Mit tiefem Dank habe ich die Ehre an dieser Stelle einen Podcast von Dr. Sylvester Walch zu präsentieren. Sylvester begleitet mich in meiner eigenen persönlichen Entwicklung als spiritueller Lehrer und Ausbilder in transpersonaler Psychotherapie.

Dr. Sylvester Walch ist Psychotherapeut und Supervisor in freier Praxis in Oberstdorf. Er ist zudem Lehrtherapeut für Transpersonale Psychotherapie und zertifizierter Trainer für holotropes Atmen. Mehr über sein Wirken erfahrt Ihr direkt auf der Internetseite walchnet.de  Bitte beachtet auch die Copyright Angabe unter der Audiodatei. Einen kleinen Teil des Podcast habe ich als Transkript angehängt. So könnt Ihr Euch einen kurzen Überblick über die komplexen Inhalte verschaffen.

Eure Ninon Hensel

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Interview – Transpersonale Psychologie und Auflösung des Egos

Sylvester Walch über Wege zum spirituellen Wachstum
Datum: 13.06.2009
Dauer: 55:37
Copyright: ORF (Österreichischer Rundfunk) FOCUS – Themen fürs Leben – mit Franz Josef König

Inhalt (Auszug bis Minute 23):

Sterben heisst radikal loslassen lernen
Transpersonale Psychologie
Existenzielle Erfahrungen in Todesnähe

tod und auferstehung

Sterben heißt radikal loslassen lernen

00:00:00:00 – 00:00:48:11
Herzlich willkommen zu dieser Focus Sendung, in der Ihnen Dr. Sylvester Walch einige Grundgedanken der Transpersonalen Psychologie vorstellen wird und einige Gedanken zur notwendigen Auflösung des Ego zum Sterben im Leben. Dabei wird ein Aspekt in den Vordergrund rücken. Sterben heißt radikal loslassen lernen. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir uns auf etwas beziehen können, dem wir uns anvertrauen können.

00:00:48:13 – 00:01:23:01
Davon ausgehend werde ich durch die Verknüpfung psychologischer und spiritueller Selbstkonzepte darzulegen versuchen, dass in uns – im tiefsten Kern unserer Seele oder Persönlichkeit – eine innere, universale Weisheit wirkt. Diese Lebenskraft, so der nächste Teil, steht umso mehr im Dienste der Entwicklung, je mehr wir bereit sind, das Ego aufzulösen. Wenn ich darauffolgend vom Sterben im Leben sprechen werde, hat das genau diese Bedeutung.

00:01:23:03 – 00:01:59:23
Folglich kann es nach dem zeitgenössischen Zenlehrer Williges Jäger ohne großen Tod kein großes Leben geben. Wer den Tod aus seinem Bewusstsein ausklammert, wendet sich gegen das Leben. In Anbetracht dessen könnte man den berühmt gewordenen Satz des Philosophen Rene Descartes „Ich denke, also bin ich“ in „Ich sterbe, also bin ich in Veränderung“. Am Schluss werde ich aufzeigen, dass man durch die Anerkennung dieses Stirb und Werde Prinzips lernen kann.

00:01:59:23 – 00:02:38:13
Mit den Schwankungen des Lebens besser umzugehen, weil man erkennt, dass alles, was sich ereignet und was passiert, mit unserer Entwicklung zu tun hat. Oder besser gesagt sogar unsere Entwicklung unterstützt. Dr. Sylvester Walch ist Psychotherapeut und Supervisor in freier Praxis in Oberstdorf. Er ist zudem Lehrtherapeut für Transpersonale Psychotherapie und zertifizierter Trainer für holotropes Atmen. Lassen Sie mich nun zunächst etwas näher auf die transpersonale Psychologie eingehen.

Transpersonale Psychologie

00:02:38:15 – 00:03:34:16
Der Begriff transpersonal, abgeleitet von trans-humanistisch, taucht zum Ersten Mal 1969 in Abraham Maslow berühmten Artikel Die Reichweite der menschlichen Natur auf. Darin vertritt er die Auffassung, dass jedem Menschen ein Bedürfnis nach Selbstverwirklichung innewohnt. Dieses ist nicht auf das persönliche Glück bezogen, wie es häufig missverstanden wird, sondern zielt mehr in Richtung Gemeinwohl. Maslow fand bei selbstverwirklichen Menschen heraus, dass bei ihnen Werte wie Menschlichkeit, Lebendigkeit, Wahrhaftigkeit, Offenheit, Güte und Ganzheit von zentraler Bedeutung sind und sie Erfahrungen der Alleinheit hatten, die ähnlich denen der Mystiker auch waren.

00:03:34:18 – 00:04:14:23
Ferner hat Stanislav Grof, der frühere Präsident der internationalen Gesellschaft Transpersonalen Gesellschaft, durch unzählige Experimente entdeckt, dass das Bewusstsein unter bestimmten Bedingungen in der Lage ist, über die gewöhnlichen Grenzen des Körper-Ichs sowie über die Beschränkungen von Raum und Zeit, wie er sagt, hinauszugehen. Diese Forschungen stützen die grundlegende Erkenntnis der transpersonalen Psychologie, dass der Mensch mehr ist als nur Persönlichkeit, Lebensgeschichte oder Rollen.

00:04:15:00 – 00:04:52:14
Sie sieht ihn getragen von etwas Größerem und durchdrungen von dem Grenzenlosen Einen. Diese Schicht des Seins, der wir begegnen können, kann jedoch nur durch persönliche Erfahrung erschlossen werden. Um zu erkennen, wer man wirklich ist, muss man sich also auf den Weg nach innen machen. Für viele Mystiker der längste Weg, den es zu gehen gilt. Durch das tiefer gehen oder die Selbsttranszendenz kommt man der Quelle der Weisheit und dem Sinn des Lebens näher.

00:04:52:16 – 00:05:34:12
Es ist ein steiniger Weg, der uns einiges abverlangt. Wenn man jedoch beginnt, regelmäßig zu meditieren, vorgefertigte Konzepte loszulassen, mehr Achtsamkeit, Offenheit und Liebe zuzulassen, merkt man plötzlich, dass die Grenzen des Bewusstseins durchlässiger werden. Das hat den Vorteil, dass wir für die innere Stimme, für wachstumsrelevante Hinweise und lebensfördernde Potenziale zugänglicher werden können. Zu anderen Menschen hin, fühlen wir uns in diesem Prozess zugleich verbundener und mitfühlender.

00:05:34:14 – 00:06:06:01
Die transpersonale Psychologie fördert also die Sinnsuche in der Bedeutung des Erkenne dich selbst.

00:06:06:03 – 00:06:47:11
Die transpersonale Psychologie geht davon aus, dass der Mensch mehr ist als nur Persönlichkeit oder nur Lebensgeschichte oder Rollen. Sie sieht ihn getragen von einem größeren Ganzen. Um zu erkennen, wer man wirklich ist, muss man sich auf den Weg machen. Ein Weg ist das sogenannte holotrope Atmen, das in veränderte Bewusstseinszustände führt, erklärt Dr. Sylvester Walch.

00:06:47:13 – 00:07:22:02
Lassen Sie mich diesen herausragenden Praxisweg der Transpersonalen Psychologie als ein Beispiel vieler möglicher Wege erläutern. Auf diesem Weg habe ich sehr viele Erfahrungen. Deshalb möchte ich den kurz skizzieren, sodass Sie sich vorstellen können, wie das auch gelingen kann. Sie stellen sich vor, dieser Raum ist ein Gruppenraum. Hier sind 24 oder 30 Leute. Der Gruppenraum ist etwas abgedunkelt und Arbeitsinseln mit Matten, Kissen etc. sind vorbereitet.

…..

00:10:16:01 – 00:10:58:07
Das ist der Schritt, der zu gehen ist. Veränderte Bewusstseinszustände lassen uns verborgene Lebensprozesse besser verstehen, aus denen unser Sein und Werden hervorgeht. Veränderte Bewusstseinszustände können uns tief beglücken, aber auch verwirren. Und sie irritieren meistens die Umgebung, weiß Dr. Sylvester Walch. Derartige Erlebnisse, können Sie sich vorstellen, können heftige Erschütterungen auslösen.

00:10:58:09 – 00:11:35:02
Denn sie haben einerseits eine starke innere Wirkung für die betreffende Person, werden aber andererseits von Außenstehenden oft äußerst skeptisch aufgenommen. Dies hat damit zu tun, dass die Erfahrung auf eine Außenwelt trifft, die von weltanschaulicher Voreingenommenheit geprägt, mit solchen Phänomenen normalerweise nichts anfangen kann. Wir werden Erfahrungen in veränderten Bewusstseinszuständen nicht mit den Kriterien eines wissenschaftlichen, operational wissenschaftlichen oder scientistischen Weltverständnisses gerecht.

00:11:35:04 – 00:12:10:04
Gefordert ist vielmehr, wenn man solche Menschen begleitet oder ihnen zuhört, ein hohes Ausmaß an Flexibilität, Einfühlung und eine Einstellung, die sich von Vorurteilen und Ressentiments frei macht. Die transpersonale Psychologie bezieht also Erfahrungen aus veränderten Bewusstseinszuständen mit ein. Wenn sie sich wieder an die großen Fragen des Seins herantastet, denen die akademische oder herkömmliche Psychologie ausweicht. Eigentlich schade, aber es hat sich im Laufe der Zeit ergeben..

00:12:10:08 – 00:12:39:18
Um nicht der Gefahr zu laufen, als unwissenschaftlich dargestellt zu werden. Hat die Wissenschaft vom Menschen das ausgeklammert, was den Menschen im tiefsten betrifft? Woher kommen wir und wohin gehen wir? Existieren wir in irgendeiner Form weiter über den Tod hinaus? Welchen Sinn haben Krisen, schwere Krankheiten oder Katastrophen? Wozu leben wir? Und was macht das Leben lebenswert?

00:12:39:20 – 00:13:13:09
Dabei stützt sich die transpersonale Psychologie, auch auf traditionelle und über viele Jahrhunderte gewachsene Weisheitslehren. Sie nimmt sich das zu Rate, zu Hilfe, was über viele Jahrhunderte durch lange jährliche mystische Wege aufgebaut worden ist. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, dass dies die transpersonale Psychologie anerkennt, als einen Schatz an Weisheiten. Und sie bezieht sich gleichzeitig auf westliche Psychologie und zeitgemäße Bewusstseinsforschung.

00:13:13:11 – 00:13:48:23
Sie versucht diese beiden Aspekte zusammen zu bringen. Ihr Kernanliegen ist es auch – und es wird daraus vielleicht schon ersichtlich – den Dialog zwischen Psychotherapie und Spiritualität weiter in Gang zu bringen. Die Früchte der Transpersonalen Psychologie sind heute in der Therapieszene schon zu erkennen. Achtsamkeit, Akzeptanz, Mitgefühl und Weisheit werden mittlerweile in vielen psychotherapeutischen Richtungen als positive Therapeuten Variablen geschult.

Existenzielle Erfahrungen in Todesnähe

0:15:19:18 – 00:15:58:15
Bei seinem Vortrag im Bildungshaus bei uns sprach Dr. Sylvester Walch nach der knappen Einführung in die transpersonale Psychologie über Nahtoderlebnisse und über existenzielle Erfahrungen in Todesnähe. Dabei bezog er sich neben den Forschungen von Elisabeth Kübler-Ross und Raymond Moody vor allem auf die Beobachtungen von Dr. Monika Renz. Zwei Themen treten in Todesnähe in den Vordergrund: Loslassen und Vertrauen in das, was geschieht.

00:15:58:17 – 00:16:30:23
Monika Renz kommt in ihren Büchern zu dem Schluss, dass sich im Spannungsfeld von Festhalten und Loslassen müssen, von Urangst und Urvertrauen wichtige Schritte der Reifung vollziehen können. Es geht darum loszulassen von allem, was wir haben und was wir auch in dieser Zeit zu sein glauben. Das ist jedoch nicht so einfach.

00:16:31:00 – 00:17:09:10
Denn im Antlitz des Todes wird man von dem, wovor man im Leben davongelaufen ist, eingeholt. Gleichzeitig werden unbewusste Aspekte zu sichtbaren inneren Erlebnissen. Es kann sein, das verdrängte Wut oder Trauer durchbrechen und nicht bearbeitete Konflikte szenisch vor dem inneren Auge ablaufen. Die Sicherheit, die früher von materiellen Gütern und sozialen Prestige ausging, wird fragwürdig und bricht zusammen.

00:17:09:12 – 00:18:07:21
Sie muss aufgegeben werden, denn sonst entstehen Verhärtungen, die in eine Verweigerung dem Sterben gegenüber führen. Auch wenn wir das alles wissen, wird es uns, wenn es soweit ist, vermutlich allen ähnlich gehen. Dabei durchschreiten wir Gefühle übermächtiger Angst, grenzenloser Ohnmacht, radikaler Einsamkeit und verzweifelter Ausweglosigkeit. Wenn nun auch die körperliche Kraft allmählich erlischt, die Sinne mehr und mehr verdämmern und die intellektuellen Deutungshorizonte wegbrechen, hat man nur noch eine Chance, nämlich Ja zu sagen, Ja zu sagen zu dem, was geschieht, und zu dem, wer wir dann sind.

00:18:07:23 – 00:18:46:15
Es ist wie ein großes Ausatmen. Erst wenn die personalen Strukturen weich werden, kann hinter der Verlust und Vernichtungsangst das Tragende durchscheinen und Vertrauen in die Tiefe unserer Existenz entstehen. Dies fällt etwas leichter, wenn der Sterbende im Stadium davor wichtige Aspekte seines Lebens bereinigen oder integrieren konnte.

00:21:18:02 – 00:22:03:18
Sterben heißt radikal loslassen lernen. Damit kann man nicht früh genug beginnen. Nämlich schon mitten im Leben, meint Dr. Sylvester Walch. Loszulassen lernen, die vielen kleinen Tode zu sterben ist eine Kunst, die es schon während des Lebens einzuüben gilt. Abschiede, unerfüllte Wünsche, zerbrochene Hoffnungen, Trennungen etc.. Es gibt keine Veränderung ohne Krise, ohne Loslassen vom Alten und Einlassen auf Neues.

00:22:03:20 – 00:22:20:14
Seneca sagt.  Leben lernen muss man über das ganze Leben hin. Indes, worüber du dich noch mehr wundern magst, das ganze Leben musst du sterben lernen.

00:22:20:16 – 00:22:32:11
Die transpersonale Dimension des Sterbens lässt sich somit in dem spirituellen Gebot STIRB UND WERDE zusammenfassen.

00:22:32:13 – 00:23:16:04
Das Ego muss sterben, um jenen Wesensgrund freizulegen, der uns durch die verschiedenen Phasen des Lebens zu tragen vermag.